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Deutsch-Pakistanisches Solarmeeting bei PV-Unternehmen AZUR Solar

Ein bisschen Stolz, vor allem aber persönliches Engagement war den Akteuren anzumerken, als Uwe Störmer und Christian Bouda von der AZUR Solar-Geschäftsleitung am vergangenen Mittwoch am Unternehmenssitz in Wangen vor rund 30 Zuhörer traten: Sie präsentierten dabei Planungen für Solaranlagen in Pakistan mit einer Kapazität bis zu 50 MW. Einer der drei Standorte, die hierfür infrage kommen, liegt in der Provinz Sindh im Süden des Landes, deren Hauptstadt die Megametropole Karachi ist. Zwei weitere Plätze befinden sich im mittleren geografischen Bereich von Pakistan.



Uwe Störmer, einer der Initiatoren für das Großprojekt bei dem in Wangen ansässigen PV-Komplettanbieter AZUR Solar, erläuterte die Hintergründe in Pakistan: Das Land mit 165 Mio. Einwohnern hat einen stark wachsenden Energiebedarf durch Bevölkerungswachstum und Urbanisierung, den politischen Willen zur Elektrifizierung aller Dörfer und steigenden Energieverbrauch mit steigendem Wohlstand. Vor diesem Hintergrund möchte sich Pakistan unabhängiger vom Import fossiler Energieformen oder der schwankenden Wasserkraft machen. Dies soll umweltfreundlich, unabhängig von langen Leitungswegen, kosteneffektiv und mit einem Aufbau von Beschäftigung einhergehen.

„Auf Augenhöhe“

Deshalb recherchierte der in Deutschland ansässige pakistanische Honorarkonsul Sikander Mir-Kohler, bis er auf AZUR Solar stieß und sich vor zwei Jahren mit einer mittlerweile legendären E-Mail meldete. Auf die Frage, warum AZUR Solar, meint er:

„Wir waren sofort auf Augenhöhe, das innere Gefühl war da“. Dies wurde auch deutlich bei der Begrüßung durch den Unternehmensgründer Bernd Sauter, der sich noch vor wenigen Jahren den Besuch eines pakistanischen Ministers in seinem Betrieb „nicht träumen ließ“. Man wolle helfen, die Probleme Pakistans zu lösen und sei dabei auch für den Umweltschutz auf dem richtigen Weg. Für Bernd Sauter und AZUR Solar ist dies ein im wahrsten Sinne nachhaltiges Projekt: Hier wie in anderen Ländern wird ein Tochterunternehmen gegründet, ein kontinuierlicher Wissenstransfer soll erfolgen, die Zusammenarbeit mit deutschen und pakistanischen Universitäten soll ausgebaut sowie Ausbildung und Produktion in Pakistan etabliert werden.

Zusammenarbeit zur Verbesserung der Lebensbedingungen – Vertragsunterzeichnung in Berlin

Die Vorstellung des Projektes fand im Rahmen des von AZUR Solar initiierten „Deutsch-Pakistanischen Solarmeetings“ statt. Anlass war der Besuch des pakistanischen Investitionsministers Saleem H. Mandviwalla, der das dortige Board of Investment führt. In seinem Statement bekannte auch der Minister, dass es für ihn ein emotionaler Moment sei, die deutschen Partner zu besuchen und das gemeinsame Projekt vorzustellen. Er betonte die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Deutschland für seine Heimat – vor dem Hintergrund der Globalisierung und dem Austausch von Innovationen. Es gehe darum, während dieses Prozesses die Lebensbedingungen für die Bürger aller Länder zu verbessern. AZUR Solar GmbH hatte im Dezember 2009 während des Deutschlandbesuchs des pakistanischen Premierministers Syed Yousuf Raza Gilani eine Absichtserklärung mit Raza Impex Pvt Ltd. Pakistan in Berlin unterzeichnet. Vereinbart wurde ein Joint Venture für die Installation einer 50-Megawatt-Solaranlage in Pakistan – aufgrund der Vermittlung und Vorgespräche von Investitionsminister Mandviwalla, Ehrenkonsul Mir-Kohler und Uwe Störmer von AZUR Solar, der das deutsche Unternehmen in Pakistan vorgestellt hatte. Hintergrund des Berlinbesuchs des Premierministers war das 50-jährige Jubiläum eines deutsch-pakistanischen Investitionsabkommens.

Einladung an die deutsche Politik zum Gegenbesuch in Pakistan

Durchweg positiv und zugleich anerkennend äußerten sich die deutschen Mandatsträger, die auf allen Ebenen von Kommune über Land bis hin zum Bund vertreten waren:

Dabei drückte Wangens Oberbürgermeister Michael Lang, ebenso anwesend wie sein Leutkircher Kollege Hans-Jörg Henle, seine große Freude über die partnerschaftliche Zusammenarbeit aus und knüpfte daran weitere Hoffnungen für die wirtschaftliche Entwicklung der heimatlichen Region. Agnes Malczak MdB (B90/Die Grünen) nahm am Meeting teil und der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Andreas Schockenhoff am anschließenden Firmenrundgang. Die junge Abgeordnete Malczak wünschte dem Projekt alles Gute und stellte den Zusammenhang zwischen Klimaschutz, der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie weltweiter Friedenspolitik her. Ihre unabhängig von dem Termin existierenden Planungen für einen Pakistanbesuch wurden durch die Einladung von Minister Mandviwalla an sie und an Bürgermeister Lang zu einem Gegenbesuch nach Pakistan unterstützt. 

Weltweit aktiv – regional verankert

Es ist kein Zufall, dass internationale Geschäftspartner die Büros, Fertigungs- und Lagerhallen der AZUR Solar-Gruppe aufsuchen und man dann die Tagungssprache zwischen Deutsch und Englisch wechselt. Schon seit längerem verfolgt das Leitungsteam um Geschäftsführer Bernd Sauter eine duale Vertriebsstrategie, die auf europäische und internationale Märkte ausgerichtet ist. Außerhalb Europas konzentriert man sich derzeit auf Pakistan und die Vereinigte Arabische Emirate. Auch die USA hält man für einen wichtigen Absatzmarkt. Zum Ruf seines Unternehmens in Pakistan stellt Bernd Sauter fast ungläubig fest: „Dort sind wir so etwas wie Mercedes!“

Die regionale Wirtschaftskraft, sei es in Wangen oder am neuen Unternehmenssitz Leutkirch, wird durch die technologische Innovationskraft und die unternehmerische Unruhe des Mittelständlers gestärkt. Jüngst meldete AZUR Solar eine Erhöhung des Umsatzes von 20 Mio. Euro im Jahr 2007 auf 60 Mio. Euro im letzten Jahr. Für 2010 strebt man einen Umsatz von 100 Mio. Euro an. Zudem sichert und schafft das gute Geschäft im In- und Ausland mit deutscher Technologie wichtige Arbeitsplätze: Ende dieses Jahres sollen 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei AZUR Solar beschäftigt sein, während gegenwärtig 65 Personen angestellt sind. Zum Vergleich: Bei Gründung des Unternehmens im Jahr 2004 lag die Mitarbeiterzahl gerade mal bei 14 Personen.

Beim abschließenden Rundgang des Solarmeetings gewann der Investitionsminister Saleem H. Mandviwalla gemeinsam mit den deutschen Politikern einen persönlichen Eindruck von den Produktionsprozessen vor Ort. Dass in einer Photovoltaikfirma neben unternehmerischem und technischem nach wie vor auch handwerkliches Können unabdingbar ist, wurde hierbei sehr schnell klar.

Mit dem Teppich in die Freie Reichsstadt

Am Ende eines gelungenen Tages konnte Bernd Sauter als Gastgeschenk der pakistanischen Freunde einen originalen Teppich „mit kurdischem Muster“ entgegennehmen – wie auch Oberbürgermeister Michael Lang am Beginn des Besuchsprogramms, das mit einem Empfang im 600 Jahre alten Rathaus der Freien Reichsstadt Wangen und mit einer Führung durch die malerische Altstadt begonnen hatte.

Letzte Aktualisierung: 04.05.2010