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Würzburg, 20. September 2012, Zum dritten Mal fand die Konferenz und Ausstellung "Organische Photovoltaik" statt (Wir berichteten: Organische Photovoltaik - Strom aus der Druckmaschine). Ausrichter der Veranstaltung war die Bayern Innovativ GmbH. In Würzburg trafen sich zahlreiche Vertreter von Unternehmen, Universitäten, Verbänden und Organisationen aus den entsprechenden Forschungsbereichen.
Noch gilt die Organische Photovoltaik als verhältnismäßig junge Technologie zur Erzeugung von regenerativem Strom. Doch schon in einigen Jahren könnte die „gedruckte Photovoltaik“ eine wichtige Säule des Energieumstiegs bilden. Denn die dünnen, leichten und biegbaren Kunststoffmodule können nicht nur kostengünstig mit Druck- und Beschichtungstechnologien im großindustriellen Maßstab produziert werden, sondern erschließen auch vollkommen neue Anwendungsfelder - beispielsweise in der gebäudeintegrierten Photovoltaik. Als dünne photoaktive Schicht in Fenstern oder auf Dächern und Fassaden spielen die Photovoltaikzellen aus organischen Halbleitermaterialien einen ihrer größten Trümpfe aus.
Die Veranstaltung wurde vom Initiator Prof. Dr.-Ing. habil Josef Nassauer eröffnet. Prof. Dr. Vladimir Dyakonov präsentierte im Anschluss in seinem Vortrag die neuesten Forschungsergebnisse. Ebenfalls sehr interessante Vorträge kamen von René Janssen von der TU Eindhoven, Dr. Mathieu Turbiez von der BASF-Forschung und Dr. Gang Li von der University of California. Die Konferenz fand mit einigen Ausnahmen in englisch statt, was es bei diesen forschungslastigen Themen nicht immer einfach machte, den Vorträgen zu folgen. Diese sehr anspruchsvolle Veranstaltung eignet sich daher eher für Wissenschaftler.
"Energiewende in englisch? Energiewende natürlich! Das Wort hat sich mittlerweile genauso durchgesetzt wie Kindergarten oder Sauerkraut." Prof. Dr. Vladimir Dyakonov
Madeleine Dietrich vom Forschungszentrum Jülich stellte das im August 2012 gestartete Förderprogramm BayINVENT vor. Durch dieses Programm, bei dem ausschließlich in Bayern ansässige Unternehmen Fördergelder beantragen können, sollen innovative Energietechnologien und Energieeffizienz bis zu 50 Prozent gefördert werden.
Martin Zeil (FDP), Bayerns Wirtschaftsminister, äußerte sich zur Energiewende: "Allein in diesem Bereich werden wir in den nächsten fünf Jahren noch einmal eine Milliarde Euro zusätzlich investieren. Es gibt derzeit schließlich kein anderes Gebiet, bei dem wir so sehr auf Innovationen angewiesen sind wie beim Umbau unserer Energieversorgung. Wir wollen bis 2022 ohne Kernkraft auskommen. Das Ziel ist ambitioniert – gerade für uns in Bayern, wo bisher mehr als die Hälfte des Stroms aus der Kernkraft stammt. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, brauchen wir Innovationen, Innovationen, Innovationen. Das gilt für die Erzeugung und Speicherung genauso wie im Bereich der Übertragung und der Effizienz."
Zum EEG, zu Strompreisen und Zukunft der Erneuerbaren Energien sagte Martin Zeil: "Es ist unbestritten, dass das EEG mit seinen festen, über 20 Jahren garantierten Vergütungen überhaupt erst den nötigen Anreiz für den Anlagenbau geschaffen hat. Das war damals wichtig. Das war der Durchbruch für den Siegeszug der Photovoltaik in Deutschland. Dass jetzt jedoch Handlungsbedarf besteht, kann angesichts stark gefallener Kosten und wiederholter Zubaurekorde niemand mehr ernsthaft in Zweifel ziehen.
Nur eine Zahl zur Illustration: Inzwischen ist jede zweite Solaranlage der Welt in Deutschland installiert. Und jede dritte Anlage in Deutschland steht in Bayern. Das ist freilich ein Erfolg, aber jetzt müssen wir den nächsten Schritt tun: Die Photovoltaik muss sich unter Marktbedingungen beweisen. Ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass wir unsere Ausbauziele trotzdem erreichen werden: Wir werden in Bayern bis zum Jahr 2022 die Hälfte unseres Stroms aus Erneuerbaren Energien erzeugen. Wir stehen ja heute schon bei 30 Prozent. Nur: Der Weg über das Erneuerbare Energien Gesetz EEG ist zu teuer. Wir können unsere Ausbauziele viel günstiger erreichen, wenn wir auch im Bereich der Erneuerbaren Energien endlich marktwirtschaftliche Prinzipien zum Tragen kommen lassen.
Die Ökostromumlage wird 2013 massiv ansteigen: von derzeit 3,5 Cent auf über 5 Cent. Das steht bereits heute fest. Für energieintensive Betriebe gelten dabei Ausnahmeregelungen; diese Unternehmen sind von der EEG-Umlage befreit. Das ist eine notwendige Maßnahme, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie zu erhalten. Schließlich ist das Verarbeitende Gewerbe im Freistaat eine Schlüsselbranche. Am Erfolg unserer Industrie hängt eine Vielzahl von Arbeitsplätzen – in den verarbeitenden Unternehmen selbst, aber auch in der nachgelagerten Logistikbranche, im Transportgewerbe und im Einzelhandel.
Deshalb muss es zentrales Anliegen der bayerischen Wirtschaftspolitik sein, unsere Industrie auf Wachstumskurs zu halten. Deshalb ist es richtig, dass die energieintensiven Unternehmen von der EEG-Umlage ausgenommen sind. Doch ich füge hinzu: Diese Ausnahmen sind nur Hilfskonstruktionen.
Den generellen Strompreisanstieg bremsen sie nicht, sie verteilen die Kosten nur um:
- zu Lasten der Privathaushalte und
- zu Lasten kleiner und mittlerer Betrieb in
- Mittelstand und Handwerk.
Wir reden hier bald von 4 Milliarden Euro, die umverteilt werden. Insgesamt sind durch die EEG-Umlage über 14 Milliarden Euro zu schultern. Das ist den privaten Haushalten und den kleinen Unternehmen definitiv nicht mehr zuzumuten. Hier brauchen wir endlich eine gerechtere Lösung. Kurzfristig besteht diese Lösung für mich darin, die Stromsteuer flexibel zu senken oder ganz abzuschaffen. Das wäre ein sinnvoller Ausgleich für die ansonsten stark steigende Strompreisbelastung. Mittelfristig aber müssen wir das Problem an der Wurzel packen. Wir müssen eine grundsätzliche Reform des EEG in Angriff nehmen. Weg von der staatlichen Preissteuerung, hin zur innovationsfreundlichen Mengensteuerung.
Dann müssen sich auch erneuerbare Energien im Wettbewerb über den Preis behaupten. Damit schaffen wir den Anreiz, jeweils die effizienteste und kostengünstigste Technik einzusetzen. Bei einer europaweiten Lösung würden zusätzlich die Chancen verschiedenster Standorte für bestimmte Energieträger gebündelt. Das ist eine Lösung, die ordnungspolitisch sauber, energiepolitisch sinnvoll und standortpolitisch richtig ist. Eine Lösung, die auch der Photovoltaik alle Chancen lässt, sich am Markt durchzusetzen."
Peter Kneip aus der Entwicklungsabteilung von WAREMA (Marktheidenfeld), dem führenden Komplettanbieter für Sonnenschutztechnik und Steuerungssysteme in Europa, ist der Meinung, dass die Veranstaltung aus zweierlei Blickwinkeln betrachtet werden muss. "Einerseits aus dem Blickwinkel der Wissenschaft in Bezug auf die Vielzahl der vorgestellten Forschungsergebnisse und andererseits aus dem Blickwinkel der Industrie, mit ihren anwendungsbezogenen Applikationen. Für WAREMA war die Präsenz auf der Konferenz insofern wichtig, da sich aus Sicht unseres innovativen Unternehmens neue Anwendungsgebiete für die Zukunft erschließen lassen könnten."
Weitere Informationen zu BayINVENT
Download: Richtlinien zur Förderung innovativer Energietechnologien und der Energieeffizienz (BayINVENT)
Quelle: photovoltaik-guide.de - Michael Ziegler